Internationale SAP-Rollouts gehören zu den komplexesten Projekten in globalen Unternehmen. Neben der technischen Umsetzung sind strategische Planung, eine enge Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen sowie eine strukturierte Datenmigration entscheidend für den Erfolg. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, ein globales SAP-Template zu etablieren, ohne dabei die notwendige Flexibilität für Erweiterungen zu verlieren.
1. Balance zwischen SAP-Template und Rollout-Erweiterungen
Ein globales SAP-Template sorgt für eine standardisierte und wartungsfreundliche Systemlandschaft. Gleichzeitig benötigen einzelne Standorte oft spezifische Anpassungen, um lokale Geschäftsprozesse optimal abzubilden.
Best Practices zur Steuerung von Erweiterungen:
✅ Klare Richtlinien zur Bewertung und Freigabe von Abweichungen
✅ Kategorisierung von Anpassungen (geschäftskritisch vs. optional)
✅ Frühzeitige Abstimmung mit den Fachbereichen, um notwendige Anpassungen rechtzeitig zu erkennen
✅ Regelmäßige Template-Reviews, um sinnvolle Erweiterungen in den globalen Standard zu integrieren
Werden Erweiterungen unkontrolliert zugelassen, kann dies langfristig zu einem Wildwuchs führen. Umgekehrt kann ein zu restriktives Vorgehen dazu führen, dass wichtige lokale Anforderungen nicht umgesetzt werden. Der Schlüssel liegt in einer ausgewogenen Steuerung.
2. Frühzeitige Einbindung der Fachbereiche
SAP-Rollouts sind nicht nur IT-Projekte – sie betreffen direkt die operativen Abläufe eines Unternehmens. Eine späte Einbindung der Fachbereiche führt häufig zu Widerständen, ineffizienten Prozessen und kostenintensiven Nacharbeiten.
Warum ist das ein Problem?
🚩 Fehlende Akzeptanz für standardisierte Prozesse
🚩 Späte Änderungswünsche, die hohe Kosten verursachen
🚩 Geringe Motivation der Endanwender durch unzureichende Schulung
Lösungsansätze:
✔ Frühzeitige Key-User-Workshops zur Prozessvalidierung
✔ Pilotprojekte zur praxisnahen Prüfung des Templates
✔ Regelmäßige Abstimmungen zwischen IT und Business
✔ Strukturiertes Change Management mit gezielter Kommunikation
Unternehmen, die ihre Fachbereiche von Anfang an einbinden, profitieren von höherer Akzeptanz, reibungsloseren Rollouts und einer langfristig stabilen Prozesslandschaft.
3. Datenmigration: Altdaten bereinigen, bevor es zu spät ist
Die Datenmigration ist oft der kritischste und gleichzeitig der unbeliebteste Teil eines SAP-Rollouts. Ein häufig unterschätztes Problem: Werden veraltete oder unstrukturierte Daten ohne vorherige Bereinigung ins SAP-System übernommen, werden sie dort zu „Systemleichen“, die weiterhin Probleme verursachen.
Warum ist die Datenbereinigung vor der Migration essenziell?
🚨 Unbereinigte Daten verursachen Inkonsistenzen im neuen System
🚨 Fehlende, doppelte und nicht genutzte Stammdaten erschweren die Prozesse in MM und SD
🚨 Nachträgliche Korrekturen in SAP sind aufwendiger und teurer als eine Bereinigung vor der Migration
Best Practices für eine erfolgreiche Datenmigration:
✔ Datenbereinigung vor der Migration: Unnötige, doppelte oder veraltete Daten identifizieren und eliminieren
✔ Nutzung eines Migrationsmandanten: Erst testen, dann produktiv migrieren
✔ Integrationstests mit migrierten Daten: Sicherstellen, dass Prozesse mit den neuen Daten tatsächlich funktionieren
✔ Iterative Migrationsansätze: Daten in mehreren Wellen testen und verifizieren
Ein sauberer Migrationsprozess spart nicht nur Kosten, sondern verhindert auch, dass Unternehmen sich mit alten Problemen in einem neuen System wiederfinden
4. Change Management – Die Akzeptanz sichern
Ein SAP-Rollout bedeutet tiefgreifende Veränderungen für die Mitarbeitenden. Unterschiedliche Unternehmenskulturen und Arbeitsweisen erfordern ein durchdachtes Change-Management-Konzept. Entscheidend für den Erfolg ist, dass sowohl das Management als auch die internen Projektleiter vollständig hinter der SAP-Lösung stehen. Nur wenn sie die Lösung aktiv unterstützen und mittragen, lassen sich endlose Diskussionen und Widerstände vermeiden.
Wichtige Maßnahmen:
🔹 Klare Unterstützung durch Management und Projektleitung: Führungskräfte müssen die SAP-Lösung als strategische Entscheidung kommunizieren und vertreten.
🔹 Frühzeitige Benennung der Key User: Wer früh involviert wird, kann später als Multiplikator für andere Nutzer dienen.
🔹 SAP-Prozesse so früh wie möglich einbinden: Mitarbeitende sollten nicht erst kurz vor dem Go-Live mit SAP arbeiten, sondern schrittweise mit den neuen Prozessen vertraut gemacht werden.
🔹 Kurze Kommunikationswege etablieren: Ein direkter Draht zwischen Fachbereichen, IT und Projektteam hilft, Probleme frühzeitig zu lösen – auch wenn das nicht immer perfekt gelingt.
Je früher und konsequenter Change Management betrieben wird, desto höher ist die Akzeptanz für die neue Lösung. Fehlt diese Unterstützung, besteht die Gefahr, dass alte Arbeitsweisen weitergeführt werden und das Potenzial von SAP nicht vollständig genutzt wird.
Fazit
Ein internationaler SAP-Rollout ist weit mehr als eine reine IT-Implementierung – er erfordert eine enge Verzahnung von Technologie, Prozessen und Menschen. Unternehmen, die frühzeitig eine klare Strategie für ihre Template-Governance, die Einbindung der Fachbereiche und das Change Management entwickeln, können nicht nur Risiken minimieren, sondern auch langfristige Wettbewerbsvorteile sichern.
Besonders wichtig ist es, von Beginn an eine enge Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen zu etablieren und eine kluge Balance zwischen der Einhaltung des globalen Templates und notwendigen lokalen Erweiterungen zu finden. Ein oft unterschätzter, aber essenzieller Faktor ist die Datenmigration – unsaubere Altdaten verursachen langfristig Probleme und sollten vor der Migration bereinigt werden.
Zudem ist es entscheidend, dass das Management und die internen Projektleiter die SAP-Lösung aktiv mittragen und frühzeitig die richtigen Key User einbezogen werden. Nur wenn alle Beteiligten von Anfang an in den neuen Prozessen mitgenommen werden und die Kommunikationswege kurz gehalten werden, kann ein reibungsloser Übergang sichergestellt werden.