SAP S/4HANA: 7 Stolperfallen, die Projekte unnötig teuer machen

Die Migration auf SAP S/4HANA ist kein gewöhnliches IT-Projekt – sie betrifft Prozesse, Menschen und Strukturen gleichermaßen. Viele Unternehmen starten ambitioniert, verlieren jedoch im Projektverlauf Zeit, Geld und Fokus. Die Ursachen? Oft sind es typische Stolperfallen, die immer wieder auftreten – und sich vermeiden lassen.

Basierend auf unserer Erfahrung aus internationalen S/4HANA-Projekten zeigen wir die 7 häufigsten Fehler, die Projekte unnötig teuer machen – und wie man sie gezielt umgeht.

1. Fehlendes Zielbild – keine klare Richtung

Ein SAP-Projekt ohne strategischen Rahmen verkommt schnell zur reinen Systemmigration. Wenn Unternehmen nicht definieren, warum sie S/4HANA einführen und welchen Business Value sie erwarten, verlieren sie unterwegs die Orientierung.

Tipp: Definieren Sie vor Projektstart ein klares Zielbild, das über Technik hinausgeht: Welche Prozesse sollen verbessert werden? Wo liegen Ihre konkreten Effizienzpotenziale?


2. Fit-to-Standard wird falsch verstanden

„Wir machen alles im Standard“ klingt gut – wird aber oft falsch interpretiert. Statt bewusst Prozesse an Best Practices anzupassen, werden bestehende Abläufe einfach auf neue Transaktionen „übersetzt“. Der Nutzen bleibt auf der Strecke, der Standardgedanke ebenso.

Tipp: Nutzen Sie Fit-to-Standard-Workshops, um bestehende Prozesse kritisch zu hinterfragen. Nicht alles, was historisch gewachsen ist, gehört in die Zukunft.


3. Datenqualität wird unterschätzt

Stammdaten sind das Rückgrat jedes SAP-Systems. Wer mit veralteten, doppelten oder fehlerhaften Daten in die Migration geht, trägt die Probleme in die neue Welt – inklusive aller Folgefehler.

Tipp: Planen Sie frühzeitig ein Data-Cleansing-Projekt. Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten für Materialstämme, Lieferanten, Kunden und Konditionen.


4. Change Management wird vergessen

Ein neues System allein verändert noch nichts – es sind die Menschen, die es bedienen müssen. Fehlende Schulung, unklare Kommunikation und fehlende Akzeptanz sind häufige Gründe für unzureichende Nutzung nach dem Go-Live.

Tipp: Binden Sie Key-User von Anfang an ein. Schulen Sie nicht nur Funktionen, sondern auch neue Rollen, Verantwortlichkeiten und Denkweisen.


5. Altlasten und Eigenentwicklungen werden übernommen

Viele Unternehmen übernehmen ihre alten Z-Programme und Eigenentwicklungen 1:1 ins neue System – aus Zeitdruck oder Unsicherheit. Das Ergebnis: ein teurer, schwer wartbarer S/4HANA-Kern, der kaum zukunftsfähig ist.

Tipp: Prüfen Sie jede Eigenentwicklung kritisch: Wird sie noch benötigt? Gibt es eine Standardfunktion? Weniger ist hier definitiv mehr.


6. Prozesse werden zu modular gedacht

In der Praxis erleben wir oft: Der Einkauf optimiert seinen Bereich, der Vertrieb den eigenen – aber niemand denkt an den Gesamtprozess. Die Folge: Medienbrüche, Schnittstellenprobleme und Ineffizienzen trotz moderner Oberfläche.

Tipp: Denken Sie in End-to-End-Prozessen wie Order-to-Cash, Procure-to-Pay oder Make-to-Stock. Nur so entfaltet S/4HANA sein volles Potenzial.


7. Internationalität wird unterschätzt

Internationale Rollouts bringen eigene Herausforderungen: Lokale Steuern, Sprachen, gesetzliche Anforderungen, kulturelle Unterschiede. Ohne klare Rollout-Strategie wird das Projekt schnell unübersichtlich – und teuer.

Tipp: Arbeiten Sie mit einem globalen Template, definieren Sie zentrale vs. lokale Anforderungen und setzen Sie auf erfahrene Teams mit internationalem Know-how.


Fazit: Stolperfallen sind vermeidbar – mit Erfahrung, Struktur und Klarheit

SAP S/4HANA ist eine große Chance – aber kein Selbstläufer. Wer typische Fallstricke kennt, kann frühzeitig gegensteuern und das Projekt auf Erfolgskurs bringen. Dabei gilt: Die Technik funktioniert – die Herausforderung liegt in den Strukturen, Prozessen und Menschen.