In vielen Unternehmen ist der Lieferplan ein bekanntes SAP-Instrument – theoretisch. Praktisch wird er jedoch oft ignoriert oder durch manuelle Einzelbestellungen ersetzt. Der Grund? Lieferpläne gelten als komplex, schwer verständlich und fehleranfällig.
Dabei bieten sie – richtig eingesetzt – gerade im operativen Einkauf große Vorteile. Als SAP-Berater mit langjähriger Erfahrung in MM-Prozessen sehe ich regelmäßig zwei Lager: Die einen vermeiden Lieferpläne so gut es geht, die anderen nutzen sie systematisch – und profitieren davon.
🔍 Wann macht ein Lieferplan Sinn?
Lieferpläne sind besonders geeignet bei:
- Regelmäßigen Bedarfen mit mittel- bis langfristiger Planung (z. B. C-Teile, Produktionsmaterialien).
- Rahmenvereinbarungen mit festen Preisen über längere Zeiträume.
- Stabilen Lieferantenbeziehungen, bei denen die Abstimmung effizient laufen soll.
Durch die Trennung von Vereinbarung (Lieferplan-Kopf) und konkreten Abrufen (FRC/JIT) entsteht eine flexible Struktur: Der Lieferant hat Planungssicherheit, das Unternehmen behält die Kontrolle über Liefertermine und Mengen.
⚙️ Vorteile aus Sicht der Prozess- und Systemintegration
- Automatisierung: Abrufe können systemgesteuert generiert werden – das reduziert manuelle Einkaufsaktivitäten.
- Transparenz: Der Einkauf sieht jederzeit, welche Mengen zu welchen Konditionen geplant sind.
- Kostenkontrolle: Preisabweichungen lassen sich vermeiden, da Preise ĂĽber den Lieferplan fixiert sind.
- EDI-Fähigkeit: Lieferpläne sind hervorragend geeignet für elektronische Kommunikation mit Lieferanten (z. B. über VDA-Formate).
⚠️ Aber: Lieferpläne brauchen Disziplin
Die Einführung und Pflege von Lieferplänen erfordert ein gewisses Maß an Systemverständnis:
- Disposition und Einkauf mĂĽssen eng abgestimmt sein.
- Stammdaten (z. B. Materialstammsatz, Einkaufsinfosatz) müssen vollständig und korrekt gepflegt sein.
- Die Einteilungen (Schedule Lines) sind kritisch – hier entstehen in der Praxis häufig Buchungsprobleme oder Missverständnisse mit Lieferanten.
đź’ˇ Fazit
Lieferpläne sind kein Allheilmittel, aber in vielen Fällen das effizienteste Werkzeug für strukturierte Beschaffungsprozesse. Wer sich die Zeit nimmt, sie richtig zu implementieren – inklusive Schulung und Prozessabstimmung – profitiert langfristig von mehr Effizienz, besserer Planbarkeit und weniger Rückfragen im Tagesgeschäft.
Mein Rat aus der Praxis: Lieber einen gut gepflegten Lieferplan als zehn schlecht verwaltete Einzelbestellungen.