In vielen SAP-Projekten fristet das Thema Testen ein Schattendasein. Es gilt als notwendiges Übel, das möglichst schnell „abgehakt“ werden soll. Kaum jemand empfindet Begeisterung, wenn es um Testpläne, Testfälle oder Testprotokolle geht. Doch genau hier liegt ein entscheidender Hebel für den Projekterfolg.
Testen – oft unterschätzt
Der Grund, warum Tests so unbeliebt sind, liegt auf der Hand:
- Sie wirken repetitiv.
- Sie erzeugen scheinbar keinen sichtbaren Mehrwert.
- Sie kosten Zeit und Geld, die lieber in neue Entwicklungen oder Optimierungen investiert würden.
Das Problem: Solange nichts schiefgeht, bestätigt sich dieser Eindruck. Doch sobald Fehler erst im Go-Live oder im Produktivbetrieb sichtbar werden, zeigt sich, wie teuer „Testen am falschen Ende“ ist.
Wenn fehlendes Testen teuer wird
Ein fehlgeschlagener Go-Live oder Fehler im Echtbetrieb können massive Folgen haben:
- Produktionsstillstände
- Dateninkonsistenzen
- Unzufriedene Anwender
- Vertrauensverlust in das Projektteam
Die Kosten für Nacharbeiten, Notfall-Hotfixes und verlorenes Vertrauen übersteigen die ursprünglichen Testaufwände um ein Vielfaches.
Testen ist Teamarbeit
Ein häufiger Fehler besteht darin, dass Testen auf eine einzelne Gruppe abgeschoben wird. Nachhaltig erfolgreich ist es aber nur, wenn alle beteiligten Parteien ihren Beitrag leisten:
- Entwickler-Tests: Stellen sicher, dass die erstellte Lösung technisch funktioniert.
- Berater-Tests: Überprüfen, ob die Prozesse wie konzipiert abgebildet sind.
- Fachbereichs-Tests: Validieren die Alltagstauglichkeit und Praxisnähe der Lösung.
- Integrationstests: Sorgen dafür, dass die Schnittstellen und End-to-End-Prozesse wirklich ineinandergreifen.
Erst wenn alle Perspektiven berücksichtigt werden, entsteht ein vollständiges Bild – und das Risiko für böse Überraschungen sinkt erheblich.
Testdokumentation – die richtige Balance finden
Ein oft unterschätztes Thema ist die Dokumentation von Tests:
- Zu viel Dokumentation: Endlose Protokolle, die niemand liest. Aufwand ohne Nutzen.
- Zu wenig Dokumentation: Am Ende ist nicht nachvollziehbar, was getestet wurde – und wo die Lücken sind.
Die Lösung liegt in der Balance: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Dokumentation muss Klarheit schaffen – nicht Papierberge. Checklisten, Screenshots oder kurze Zusammenfassungen können oft wirkungsvoller sein als seitenlange Protokolle.
Nachhaltige Teststrategien im SAP-Umfeld
Wie kann Testen seinen Stellenwert im Projekt dauerhaft sichern?
- Testen als festen Projektbaustein verankern: Tests dürfen nicht „am Ende“ stattfinden, sondern müssen von Anfang an Teil der Planung sein.
- Fachbereiche einbeziehen: Nur die Endanwender kennen die echten Prozessvarianten. Ohne ihre Beteiligung sind Tests realitätsfern.
- Automatisierung nutzen: Testautomatisierung kann repetitive Aufgaben erleichtern und Fehlerquote reduzieren.
- Dokumentation ausbalancieren: Keine Papierflut, aber klare Nachvollziehbarkeit.
- Testen sichtbar machen: Erfolgsgeschichten und konkrete Aha-Momente aus Tests sollten kommuniziert werden – um die Relevanz zu verdeutlichen.
Fazit
Testen mag auf den ersten Blick langweilig wirken. Aber Projekte scheitern selten an zu viel Testen – fast immer an zu wenig.
👉 Wer Testen als gemeinsame Verantwortung begreift – verteilt auf Entwickler, Berater, Fachbereiche und Integration – und dabei die Dokumentation in der richtigen Balance hält, spart nicht nur Kosten, sondern schützt den Projekterfolg nachhaltig.